Einzelbekehrung oder Massenbekehrungen?

Im ersten Teil dieser Serie haben wir versucht, eine Diskussion darüber zu beginnen, wie man sich am Besten dem Muslim nähert. Nun wollen wir sehen, was über unser Ziel gesagt werden kann. Was ist Ihre Absicht, wenn Sie sich dem Muslim nähern? Wollen Sie versuchen, dass er sich bekehrt? Wollen Sie versuchen, ihn so zu beeinflussen, dass eine Massenbewegung beginnen möge? Wollen Sie versuchen, den Samen zu säen, und es dabei belassen? Oder haben Sie andere Absichten? Ob Sie es wissen oder nicht, ob Sie sich der Frage stellen oder nicht, Sie haben eine Absicht in ihrer Annäherung an Muslime mit dem Evangelium.

 

Die protestantische Mission in Indien begann als "Seelen-Gewinnen". Ziegenbalg, ein deutscher Pietist, kam als "königlich-dänischer Missionar" im Jahre 1706 hinaus. Während er in Halle studierte, dem Geburtsort des Pietismus, hörte er dort folgende Zeilen: "Wenn einer eine einzige Heidenseele zu Gott führt, ist es eine größere Tat, als wenn er Hunderte von Seelen in Europa gewänne, weil doch die Letzteren ausreichende Gelegenheit genießen, bekehrt zu werden."

 

Unser Herr hat niemals so etwas gesagt. Aber dieses Zählen und Abschätzen von Zahlen ist seit je in den protestantischen Missionen zu wichtig genommen worden. Das behinderte dann besonders die Missionen unter den Muslimen, weil ihre Ergebnisse statistisch so dürftig waren. Die ganze pietistische Bewegung vergaß die Lehre vom Leibe Christi; sie betonte eine individualistische, erfahrungsmäßige Beziehung zu Jesus. Mit anderen Worten: Der einzelne hatte seine grundlegende Beziehung zu Gott nicht durch die Kirche, sondern durch eine gefühlsmäßige Verbindung zu Jesus. Die Gemeinsamkeit war auf die subjektive Erfahrung der Erlösung gegründet anstelle auf Gottes objektive Berufung durch Christus, das Haupt seines Leibes.

 

Es ist nur in dem und durch den Leib Christi möglich, dass wir das Wort haben, geschrieben und gepredigt, die Sakramente und die Gemeinschaft der Heiligen.

 

Wenn wir den Grundsatz des Zusammenhalts in der Kirche aufnehmen, was glücklicherweise sogar einige der eifrigsten Pietisten zu tun beginnen, dann ist die Kirche als eine missionarische Gemeinschaft dem natürlichen Zusammenhalt in Nationen und Stämmen gegenübergestellt. Die Schwierigkeit für westliche Missionare ist, dass im Westen der Individualismus so stark geworden ist, dass wir uns überhaupt einen solchen Zusammenhalt schwer vorstellen können. Man hat den Ursprung des Zusammenhalts im Geschlechtstrieb, im Machtstreben und im Angstkomplex gesucht. Aber im Orient scheint der Lebenserhaltungstrieb stärker und universeller als irgendein anderer Trieb zu wirken. Dieser menschliche Wunsch nach der Erhaltung des Lebens drückt sich nun primär in der Religion aus. Je einfacher und urtümlicher eine Religion ist, um so mehr erweist sie ihre Autorität in allen Bereichen des Lebens.

 

Das Ziel der animistischen Religionen ist, Leben zu stärken und zu sichern: zuerst das Leben des Stammes oder der Nation, dann innerhalb des Stammes auch das Leben des Einzelnen. Aber weil diese großen und alten Religionen das Leben des Volkes in allen Einzelheiten umfassen, sind sie mit Notwendigkeit kollektiv; sie können nicht individualistisch sein. Der Grundsatz der Erhaltung des Lebens drückt sich durch den Zusammenhalt der Gemeinschaft aus. Dies ist auch der Fall in Ländern wie China und Indien. Das ganze Leben wird von der Religion bestimmt. Und der einzelne kann nur leben, wenn er als Glied oder Zelle die richtige Verbindung zu den anderen Gliedern oder Zellen hat. Wenn diese Einbettung in das Ganze gestört wird, ist das Leben der Zelle in den meisten Fällen bedroht.

 

Was geschieht nun, wenn die Kirche auf diesen natürlichen Zusammenhalt trifft? Wenn die Kirche ihre Aufgabe erfüllt, stellt sie sich vor als die Gemeinschaft, durch die die Zusage der Treue Gottes vermittelt wird. Sie ist daher mit Notwendigkeit polemisch. Denn die Bejahung der Treue Gottes wird hier angeboten und nicht in den alten religiösen Bindungen, die die Gemeinschaft bisher zusammenhielten. Religiös begründete soziale, ethische, politische oder wirtschaftliche Normen werden unglaubwürdig, wenn ihr religiöses Fundament zerbricht.

 

Das ist der Grund, warum die Kirche immer auf Widerstand und Verfolgung treffen wird, wenn sie einen neuen Bereich betreten will. Sie bringt den gewöhnlichen Zusammenhalt der Zellen im gemeinsamen Verband durcheinander: "Dann werden fünf in einem Haus geteilt werden, drei gegen zwei und zwei gegen drei." Das ist, menschlich gesprochen, die unerträgliche Lage, wo immer das Evangelium Wurzeln schlägt. Wenn die Kirche die Unwahrheit der Religion in einer Gemeinschaft angreift und damit die ganze Struktur des sozialen Lebens in Frage stellt, kann und will sie doch keinen Ersatz geben für das, was sie entkräftet hat. Nur so wird die notwendige Spannung der Kirche bewahrt. Denn sie muss ihre Botschaft als fremd gegenüber jedem natürlichen Prinzip des Zusammenhaltens darstellen, weil sie über allen natürlichen Prinzipien steht. Sie ist in der Welt, aber nicht von der Welt. Deshalb kann sie kein Prinzip für den Zusammenhalt bieten, der an die Stelle des natürlichen Zusammenhalts in irgendeiner Gruppe in dieser Welt treten darf oder kann.

 

Die Kirche arbeitet im Glauben und nicht im Schauen, und darum kann sie es sich erlauben, für viele Jahre zu warten, während sie dauernd Zeugnis ablegt und predigt. Dann brechen in Gottes eigener Zeit, wenn alle anderen Faktoren zusammenstimmen, eines oder mehrere der stärkeren Glieder aus dem gemeinsamen Organismus heraus, und dieser Aufbruch führt dazu, dass sich manche andere - auch schwächere Zellen - um die stärkeren sammeln. Dies ist der Beginn einer nationalen Kirche. Hier ist nicht einfach ein Prinzip des Zusammenhaltes auf dieser Erde eingetauscht gegen ein anderes. Das führt die Erstlinge dazu, auf ein neues Verständnis des Zusammenhaltes in ihrer eigenen Familie, ihrem Stamm oder ihrer Nation hin zu arbeiten, das nicht im Widerspruch zu der absoluten Realität steht, die durch die Kirche proklamiert wird. Die Forderung des Christentums besteht darin, dass die Beziehungen zwischen den Menschen ethisch verantwortet werden müssen. Nur so ist eine einheimische Kirche möglich. Es wäre oberflächlich zu denken, dass ein paar Eigenarten im Gottesdienst oder in der Kirchenpolitik eine Kirche national machen. Mit anderen Worten: Keine Kirche ist fähig, sich zu verpflanzen mit der Hoffnung, dass dabei eine nationale Kirche in einem neuen Gebiet entsteht. Wenn in einem Land eine nationale Kirche entsteht, ist es das Ergebnis von Gottes Wirken unter den Leuten dieses Landes, nicht durch das Evangelium allein, sondern durch das Zusammenwirken des Evangeliums mit anderen Faktoren.

 

Was bedeutet nun das missionarische Unternehmen? Die Vorstellung der Missionare vom Christentum war eine Mischung der Lehre des Neuen Testaments mit westlichem säkularem Gedankengut. Die Lehre des Neuen Testaments von dem Menschen, der sich entscheiden, der Wahrheit öffnen und sie sich zu eigen machen muss, war mit allerhand Individualismus verknüpft; das Evangelium wurde in Asien dargestellt, als ob jeder Einzelne auf eigenen Füßen stände, gebunden weder durch Gesetze noch durch die Tradition seiner Gemeinschaft, als ob er nicht eine Zelle wäre, die nur in der lebendigen Beziehung zu den anderen Zellen im Körper leben kann. Und so hat die Mission, wo immer sie Erfolg gehabt hat, einzelne Personen aus ihrer natürlichen Verwandtschaft und Umgebung herauszureißen (beziehungsweise diese von ihrer eigenen Gemeinschaft hinausgedrängt wurden) auch den Eindruck hinterlassen, dass derjenige, der ihre Botschaft annimmt, erwarten kann, dass er durch die Mission ein neues Netz von Beziehungen findet; die Mission wird Familie, Klan, Stamm und Nation für den Bekehrten. So sind Christen in großer Zahl auf Missionsgrundstücken angesiedelt worden.

 

Die Ergebnisse waren entmutigend. Ein Studium der Psychologie dieser Christen hat zwei Dinge gezeigt. Erstens: Leute, die im Grunde keinen stabilen Charakter haben, sind die ersten, die das Neue akzeptieren und, gewöhnlich nach kurzer zeit, auch von der Mission unterstützt werden. Sie werden rasch begeistert; aber ihre tiefe Unbeständigkeit zeigt sich sehr schnell wieder. Für den Rest ihres Lebens sind sie bald drinnen, bald draußen, bald oben, bald unten, bald hier, bald dort, ohne praktischen Nutzen für sich selber oder jemand sonst auf der Erde. Zweitens: Menschen, die durch natürliche Schwäche nie fähig waren, einen angesehenen Platz in ihrer eigenen Gemeinschaft auszufüllen, und deshalb das Gefühl haben, dass sie stiefmütterlich behandelt worden sind, sehen sehr schnell die Vorteile der Loslösung von Familie oder Stamm und den Vorteil, sich einer anderen Gruppe anzuschließen, besseren, liebenswürdigeren, mitfühlenderen Leuten, nämlich den Missionaren. Vorher hatte man wenigstens eine kleine Kraftanstrengung unternehmen müssen, um sich am Leben zu erhalten; nun wird man von den Händen der Missionare getragen. Aber selten für den Rest seines Lebens. Oft hat der Missionar die (meist irrige) Idee, dass das Christentum aus diesem von Natur schlecht ausgerüsteten Menschen noch etwas recht Gutes machen kann. Aber dazu kommt es leider nie. Das unvermeidliche Resultat sind Streitigkeiten, Missverständnisse, Enttäuschungen, nicht selten des Bekehrten Rückkehr zur Religion seines Volkes. Der Missionar hat wieder einen Bekehrten verloren. Bitte, missverstehen Sie nicht diese Feststellung. Es gibt - ohne den Schatten eines Zweifels - hier und dort Menschen, denen durch die Mission geholfen wurde und die tüchtige, zuverlässige, selbstbewusste, fleißige Christen geworden sind. Aber diese Menschen waren keine Unglückswürmer, keine schwachen Glieder in ihrer eigenen Gemeinschaft.

 

Diese Phase der Mission ist von nicht wenigen nüchtern denkenden Menschen studiert worden. Manche sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es unverantwortlich sei, Menschen zur Lösung aus ihrem eigenen natürlichen Verband zu bewegen. Manche drängen darauf, dass ein Taufbewerber jedenfalls seine Frau und seine Familie mitbringen soll, bevor er getauft werden kann; andere fordern, dass er eine gewisse Zahl von Freunden als Sucher mitbringen soll. All diese Bemühungen, Gruppenbekehrungen zu erreichen, sind ganz willkürlich. Der Heilige Geist muss nicht notwendigerweise eine Gruppe bekehren, weil ein Missionar denkt, das sei eine gute Idee.

 

Nun müssen wir einen raschen Blick auf die Massenbewegungen werfen. Mancher Missionar, auch unter Muslimen, betet für eine Massenbewegung in seinem Gebiet. Aber auch darin liegt für ihn eine versteckte Versuchung, die Dringlichkeit seiner Botschaft zu verlieren. Beschuss mit schwerer Artillerie kann den Feind zermürben, aber die Infanterie ist es, die über den Berg dem Feind entgegengehen muss. In dem Moment, in dem ein Missionar all seinen Glauben und seine Hoffnung auf schwere Artillerie setzt, drückt er sich in Wirklichkeit vor der persönlichen Auseinandersetzung mit ihrem Risiko.

 

Nun sind auch die sogenannten Massenbewegungen für unsere Überlegung wichtig. Natürlich möchte man wissen, ob das Volk in so einer Bewegung das Neue wirklich kennt, auf das es sich hin bewegt. Augenscheinlich ist das oft nicht der Fall. Nach einer großzügigen Schätzung tut wirklich einer von zehn Missionaren was, um die Kenntnis des Christentums unter den Massen zu verbreiten; unter den einheimischen Christen ist das Verhältnis vielleicht eins zu hundert. Die Frage taucht dann auf: Aus welcher Quelle haben diese Massen ihre Kenntnis von dem Neuen, so dass sie es annehmen wollen?

 

Massenbewegungen bestehen aus Tausenden von Menschen, die etwas suchen, was sie in ihrer natürlichen Umgebung nicht gefunden haben. Wie wäre es sonst zu erklären, dass, mit Ausnahme einiger recht kleiner Gruppen von Kasten-Hindus, Massenbekehrungen immer bei den weniger Begünstigten, den Harijans, den Kastenlosen, erfolgen?

 

Gemessen an christlichen Normen werden diese Gruppen von ihren Landsleuten schlecht behandelt, was wir alle wissen. Aber ihnen begegnen Menschen, die von der Wirklichkeit der Erlösung ergriffen sind; sie geben diesen Massenbewegungen die Richtung und führen sie; wie oft freilich findet man in der zweiten und dritten Generation von Massenbewegungen Christen, bei denen die alte, heidnische Einstellung zum Leben nur zu deutlich weiterlebt!

 

Deswegen ist der einzige Punkt, der hier festgehalten werden sollte, der, dass eine genaue Studie über Massenbewegungen in der Mission leicht jeden Missionar von der Hoffnung abschrecken kann, etwas Derartiges möge sich in seinem Gebiet ereignen. Es ist meist überhaupt keine neue Grundlage der Gemeinschaft hereingekommen; eine nationale Kirche ist nicht entstanden. Die Bezeichnung der Religion hat gewechselt, die Namen der Gottheit und die Gestalt des Gottesdienstes, aber das Leben der Gemeinschaft folgt weithin noch dem alten, heidnischen Muster. Die Wahrheit dieser Feststellung ist nicht nur in Indien und Pakistan deutlich.

 

Es ist immer leicht, von einem Extrem in das andere zu fallen. Die Logik war: Wenn Seelenfang schlecht ist, dann müssen Massenbewegungen richtig sein. Der wirkliche Fehler liegt dort, wo man ihn am wenigsten vermutet; er ist fehlgeleitetes Interesse an der Rettung von Seelen. Bitte missverstehen Sie diese Feststellung nicht. Ein Missionar, der nicht an der Rettung von Seelen interessiert ist, hat nicht das Recht, Missionar zu sein, da dies das Interesse Gottes und der Kirche ist. Was ich sagte, war, dass es ein fehlgeleitetes Interesse für die Rettung von Seelen gibt. Lassen Sie mich das erklären.

 

Ein Kind ist krank, und die Mutter ist so daran interessiert, das Kind wieder gesund zu bekommen, dass sie sofort beginnt, mit allen Arten von Quacksalbereien an dem Kind herumzudoktern. Eine andere Mutter in der gleichen Lage stellt fest, dass sie nichts Besseres tun kann, als einen qualifizierten Arzt zu holen, der die Verantwortung übernehmen muss, die Gesundheit des Kindes wiederherzustellen. In seinem Interesse an der Rettung von Seelen vergisst mancher Missionar, dass es lediglich seine Aufgabe ist, die Verbindung zwischen dem Heiligen Geist und den Menschen herzustellen. Der Heilige Geist ist sozusagen der Arzt, der einzige, der etwas Hilfreiches tun kann.

 

Was wir alle brauchen, ist der Glaube. Nicht der Glaube, Bekehrte gewinnen zu können (das würde heißen, dass wir uns die Arbeit des Heiligen Geistes anmaßen), sondern Glaube, uns auf unsere eigene Arbeit zu beschränken, und Glaube, dass unsere Worte, schwach, stammelnd, unvollkommen, wie sie sind, doch das Werkzeug sind, durch das der Heilige Geist arbeitet. Sie meinen, dass dies nur eine Bewegung vom Pietismus zum Quietismus sei? Ich fordere Sie auf, es auszuprobieren. Sie werden bald feststellen, dass es wirklich kein Quietismus ist, wenn man das Christentum unter den Muslimen wirklich verbreiten will. Aber ist es so beruhigend, immer wieder auf seine eigene unzulängliche Kenntnis von Beidem, Christentum und Islam, gestoßen zu werden? An einer direkten und vorwärts gerichteten Verbreitung dieser Kenntnis unter den Muslimen ist nichts Beruhigendes. Man muss zugeben - echter Glaube, der sich darin ausdrückt, dass er seine Finger von Dingen lässt, die ihm nicht zukommen, kann wie Quietismus aussehen.

 

Nun, wenn Sie das Evangelium hier und dort und überall verkündigen und predigen mit der Dringlichkeit der Hoffnung, die dem Evangelium innewohnt, mag die vorherbestimmte Zeit kommen, in der nach dem ewigen Ratschluss Gottes einige Glieder aus dem nationalen oder Stammesverband ausbrechen und durch den Heiligen Geist das Zentrum einer neuen Gemeinschaft werden. Hier ist dann der Leib Christi mit einer neuen Kraft zum Zusammenhalt ausgerüstet. Diese Menschen werden nicht wie Unglückswürmer oder schwankende Individuen als Parasiten auf das Grundstück der Mission kommen. Es werden Menschen sein, die durchaus fähig sind, auf ihren eigenen Füßen zu stehen. Und wenn man ihnen etwas brüderliche Liebe, Rat und Verständnis entgegenbringt, werden sie - als Christen - auch weiterhin auf ihren eigenen Füßen stehen, und während sie das tun, werden sie mit Furcht und Zittern ihren eigenen Weg finden. Sie werden als Christen im Rahmen ihres eigenen Volkes leben. Lassen Sie uns versuchen, ehrlich zu sein. Wir sitzen alle im selben Boot, mehr oder weniger. Unsere Praxis zeigt, dass wir auf bestimmte Formen des Christentums bestehen, und wir sind bereit, schwankenden Individuen wirtschaftliche Sicherheit zu geben, um aus Unglückswürmern wirklich gute Anhänger unserer Kirchenpartei zu machen. Wir sind dazu eher bereit, als brüderliche Liebe, Rat und Sympathie für Charaktere aufzubringen, die mit der Mission, ihrer Politik und ihren Parasiten nicht einverstanden sind.

 

Nun können Sie sagen: Es kann doch sein, dass es Gottes Wille ist, dass gerade in meiner Zeit der Erstling, der Kern für das Neue auftaucht. Er kommt zu mir und sucht Führung und Hilfe. Wie soll ich wissen, ob es nicht wieder so ein Unglückswurm, so ein unsicherer Kantonist ist? Zwei Antworten. Erstens: Was sagt er über sein eigenes Volk, seine Familie oder seinen Stamm? Wenn er geringschätzig über sie spricht, hat er sich sofort als Außenseiter gekennzeichnet. Und zweitens: Er wird in diesem Moment keine wirtschaftliche Hilfe benötigen. Später, wenn die Verfolgung um seines Glaubens willen ihn in Not bringt, mag die Kirche (wenn dort eine ist) versuchen, ihm über eine schwere Zeit hinwegzuhelfen. Aber das ist natürlich nicht der Fall, wenn er zu Ihnen kommt.

 

Seelenfang, sei es der einzelner Seelen oder in Massen, hat immer eine wirtschaftliche Seite gehabt und in Verbindung damit Unsicherheit. Sagen wir es so: Der Seelenfänger hat immer die Rolle des reichen Onkels gespielt.

 

Vor nicht langer Zeit sagte ein pakistanischer Pastor, der eine sehr schwere Last zu tragen hat, voll Bitterkeit: "Ihr Europäer (einschließlich Amerikaner) habt mit eurer unangebrachten Freundlichkeit und Wohltätigkeit einen Fluch auf unsere nationale Kirche gelegt." - "Wie meinen Sie das?" - "Praktisch jede christliche Familie in Pakistan, die Schulkinder hat, erwartet von der Mission, dass sie unterstützt wird. Junge Männer, die Pastor werden wollen, sind der Meinung, dass die Mission ihre Ausbildung bezahlen sollte - ob sie geeignet sind oder nicht. Sobald sie auch nur ein bisschen krank werden, suchen sie das Krankenhaus auf und erwarten beste und freie Behandlung. Wenn immer eine Sorge auf sie zukommt, laufen sie zum Missionar oder Pastor und bitten ihn um finanzielle Hilfe. Ist das nicht ihr Recht? Gaben sie nicht ihre eigene Religion auf, weil Sie es ihnen nahegelegt haben? Und nun, wenn Pakistani die Verantwortung übernehmen sollen, wer ist dann in der Lage, diese verfluchte Mentalität zurecht zu bringen, die Ihr mit all eurem Geld hervorgebracht habt?"

 

Ich sagte: "Bruder, ich wünschte, Sie hätten diese Worte auf eine Schallplatte gesprochen, damit man sie an alle Missionare und Missionsleitungen schicken kann!" Ein anderer erfahrener pakistanischer Christ sagte dies: "Die nationale Kirche kann niemals das Zentrum der Evangelisation des Volkes dieses Landes werden!" - "Warum nicht?" - "Weil ihr uns durch eure Aktionen und Methoden gezeigt habt, dass das Evangelium sich nicht ausbreiten kann, ohne dass man Millionen in alle möglichen Nebensächlichkeiten pumpt. Und wir haben einfach nicht das Geld."

 

Diese Haltung findet man sehr oft bei den Einheimischen, die wirklich eine bodenständige Kirche ersehnen, die Gott für ihr eigenes Leben und Arbeit verantwortlich ist. Und zu einem großen Teil haben sie recht.

 

Nehmen wir einmal an, ein Mann hat die Überzeugung (und den Mut zu seiner Überzeugung) zu sagen: "Meine Aufgabe ist es, das Evangelium zu verbreiten, die Menschen zum Verstehen zu bringen und sie mit Gottes Nein und Ja in Christus zu konfrontieren. Wenn ich das getan habe, kann ich nicht mehr tun. Wenn die Zeit da ist und Gottes Geist arbeitet, wird mancher Mensch kommen und ganz unabhängig von meinen Finanzen den Schritt tun. Er wird auf seinen eigenen Füßen stehen ohne meine Stütze. Unter keiner Bedingung will ich Menschen nähren, kleiden, hätscheln und finanziell unterstützen, nur weil sie bereit sind, dass ich sie einige christliche Wahrheiten lehren darf oder sie taufe."

 

Was würde in diesem Fall passieren? Vielleicht würde es keine Bekehrten geben. Das Nächste, was vielleicht passieren würde, wäre, dass Ihre Missionsleitung ein trübes Bild von Ihrer Haltung bekommen würde, weil die Leute zu Hause, die Spender, Sie nicht verstehen und die Spenden zurückgehen.

 

Schließlich würden viele der Mitglieder der pakistanischen Kirche Sie schelten: "Er tut nicht ein bisschen für die Sucher und Bekehrten; er kann kein richtiger Missionar sein!" Und der übliche Strom der "Sucher nach Wahrheit" würde aufhören, weil die Leute sich wundern würden, dass dieser eine Missionar nicht fromm genug ist, sich rupfen zu lassen.

 

Mit anderen Worten, Sie, Pakistani oder Fremder, würden eine Stimme in der Wüste sein und in den Augen der Welt nichts erreichen. Genauso wenig erreichte Johannes der Täufer etwas - ausgenommen natürlich, den Weg des Herrn zu ebnen und vorzubereiten!